... gibt es so vermeintlich moderne Errungenschaften wie anregende und sinnesteigernde Liebestränke und sexuelle Hilfsmittel. Gerade das Aphrodisiaka hatte viel mehr Bedeutung in der Zeit, als das Werk Kamasutra geschrieben wurde.
Das Wort Kamasutra ist zusammengesetzt aus den aus der hinduistischen Mythologie stammenden Worten Kama = Gott der Liebe und dem Wort Sutra, was die Aphorismenform umschreibt.Kamsutra bedeutet also: "Aphorismensammlung der Liebe". Es gilt also eine knappe Formulierung, je kürzer, umso besser…
Wie gelangte das Werk in die westliche Welt? Der englische Entdeckungsreisende, Orientalist und Sprachwissenschaftler übersetzte es 1833 ins englische.
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Das Kamasutra:
Inbegriff des alten Wissens über Sexualität. Aber es ist mehr als eine Aufzählung und Beschreibung von Stellungen, in denen Mann und Frau dem Liebesspiel nachgehen können. Vielleicht kann Kamasutra mit seiner Körper- und Lustfreundlichkeit dem heute "verklemmten, besitzgierigen, westlichen Leistungsmenschen" zu mehr Lebensqualität verhelfen.
Erotik als Gratwanderung
Das Kamasutra kombiniert zwei Dinge, die in der westlichen Tradition nie wirklich zusammengefunden haben: die Seele und den Körper.
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Vastyayana gibt uns mit diesem Buch einen Eindruck davon, wie eine Ethik der Erotik aussehen könnte. Im Kamasutra weißt Vatsyayana mit Entschiedenheit daraufhin, daß sexuelle Befriedigung für das Wohlbefinden des Körpers ebenso wichtig ist wie die Nahrungsaufnahme. "Geschlechtsverkehr ist als Voraussetzung für die Existenz dem Essen gleichwertig. Und er ist als Frucht aus Dharma und Artha hervorgegangen."
Für Vatsyayana ist das Kamasutra ein praktischer Leitfaden, der helfen soll Kama als Disziplin zu erlernen um ein Optimum an Genuß zu erlangen. Positiv und unter Berücksichtigung des Entstehungsdatums eher ungewöhnlich ist, daß der Autor fordert, daß auch der Frau sexuelle Lust zuzukommen habe. Er gesteht der Frau das Recht zu, selbst die erotische Initiative zu ergreifen, ein Beispiel: "Den abseits von Menschen stehenden oder sitzenden zu Erobernden soll sie, indem sie angeblich nach etwas greift, mit dem Busen "durchbohren".
Der Mann hat sich während des Geschlechtsverkehrs nach der Veranlagung der Frau zu richten. Der Mann soll in der Ehe weder der Diener noch der Herr der Frau sein, vielmehr sollen beide Partner einander auszeichnen.
Die generelle Botschaft lautet: Männer und Frauen sollen gleichermaßen Genuss und Erfüllung in der Liebe finden.
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Ein Ziel, das weit über die eigentlichen Liebesstellungen hinausgeht.
Kleidung, Geruch, Tätowierungen, Gesänge gehören genauso dazu wie die richtige Umgebung.
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So schreibt Vatsayana: "Das Gemach, erfüllt von wohlriechenden Düften, sollte ein weiches, einladendes Bett enthalten, das mit einem sauberen weißen Laken bedeckt ist... Es soll mit Girlanden und Blumensträußen geschmückt sein. Nötig sind auch zwei Kissen..."
Es gibt sogar ganze Kapitel über die Arten, sich hinzulegen, übers Beißen, Kratzen, Schlagen und die dazugehörigen Laute. Im Kamasutra wird die körperliche Liebe als Kunst empfunden, die Talent, aber auch Übung und Unterricht erfordert.
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Die Lehren des Kamasutra sind frei von Moralität, denn Erotik gilt als wichtiger Teil des Lebens, nicht nur zum Zwecke der Fortpflanzung, wie in der christlichen Moral. Daher wird es auch verständlich, dass die Darstellung liebender Paare in den vielfältigen Illustrationen zum Kamasutra nichts mit Pornographie zu tun haben, auch wenn lingam ( Penis) und yoni ( Vagina) ohne falsche Scham gezeigt werden.
Die Geschichtliche Vereinigung
Bezüglich der Liebesvereinigung nennt das KamaSutra eine große Anzahl von Regeln oder Lebensweisheiten. Auch über die Rolle und das unterschiedliche Empfinden von Mann und Frau während des Aktes, eröffnet das Werk teilweise hochphilosophische Gedanken. Instinktiv ist zwar jeder Mensch in der Lage den Geschlechtsverkehr auszuüben, aber in dem WIE liegen die Unterschiede. Die Schulung dieses Lebensbereiches macht den Menschen glücklicher, da er die Vereinigung besser genießen kann...